Mein didaktisches Konzept

Wenn es darum geht, Latein zu lernen bzw. zu unterrichten, gibt es diverse Ansätze und Methoden, wie man das am besten tut.

 

Viele Lehrwerke und Unterrichtskonzepte sind so aufgebaut, dass man den Lernenden möglichst schnell spürbare Übersetzungserfolge vermitteln möchte. Solche Unterrichtswerke sind meist folgendermaßen aufgebaut:

 

Jede Lektion umfasst jeweils ein gewisses Pensum an Formenlehre, meist ein einzelnes syntaktisches Phänomen, einen Kulturteil, Übersetzungstexte und eine daran angepasste Vokabelliste. Menge und Schwierigkeitsgrad sowohl der Grammatik, wie auch der Übersetzungstexte nehmen dabei mit jeder Lektion zu. Bis zum Abschluss des Lehrwerks sollen alle grammatischen und syntaktischen Phänomene der lateinischen Sprache behandelt und ein Basisvokabular gelernt sein. Die Übersetzungstexte dieser Abschlusslektionen sollen die Lernenden dann auf die Originallektüre vorbereiten.

 

Soweit der Plan.

 

In der Realität (bzw. meiner Erfahrung) zeichnen sich allerdings meist recht schnell zwei wesentliche Probleme ab:

 

1. Problem:

 

Das gesamte lateinische Formeninventar (Kasusendungen, Verbalsuffixe, etc.) wird in kleinen Häppchen auf das komplette Lehrwerk verteilt.

 

Dies führt oft dazu, dass Lernende den Überblick verlieren über das, was an Formenlehre wirklich auf sie zukommt und auswendig gelernt werden muss. Man hat irgendwie nie das Gefühl, mit dem Auswendiglernen von Formen wirklich einmal „fertig“ zu sein.

Einige Formen wie die u- und die e-Deklination oder auch die Konjunktivformen werden meist erst so spät in gängigen Lehrwerken behandelt, dass diese Formen meist gar nicht mehr ins Langzeitgedächtnis gelangen und sind daher auch nur schwer abrufbar, wenn es an die vorbereitende Lektüre geht, in der dann natürlich alle Formen und syntaktischen Strukturen als bekannt vorausgesetzt werden.

 

2. Problem:

 

Bereits ab der ersten Lektion werden kleine pseudolateinische Texte eingebaut, die mithilfe der jeweils behandelten Grammatik und der dazugehörigen Vokabelliste zu übersetzen sind.

 

Diese Texte sollen den Anfänger in die Übersetzungstechnik einführen.

Da aber bisher meist noch wenig an Grammatik und Vokabular vorhanden ist, sind diese Texte für gewöhnlich sehr einfach und vor allem sprachintuitiv. Sie lassen sich oft nach Gefühl richtig übersetzen, vorausgesetzt, man weiß, was die Vokabeln bedeuten. Diese beiden Aspekte führen in meiner Erfahrung leider aber in vielen Fällen dazu, dass sich beim Lernenden folgender Eindruck festsetzt:

 

 

„Ich lerne die Formentabellen der Grammatik zwar auswendig, wende sie aber beim Übersetzen nur wenig an. Fürs Übersetzen muss ich nämlich in erster Linie nur fleißig Vokabeln lernen, damit ich weiß, was die Wörter bedeuten und mir denken kann, was der Satz heißen soll.“

 

Damit wird aber nun das Übersetzen lateinischer Sätze und Texte vorwiegend auf Vokabelkenntnis reduziert. Die eigentliche Grammatik (ihre Formen, grammatischen Informationen und Bedeutung für den syntaktischen Aufbau eines Satzes) kommt dabei aber leider meistens zu kurz. Spätestens dann aber, wenn die Sätze anspruchsvoller werden (also auf dem Niveau Ciceros und Caesars, auf die du dich ja vorbereitest), wirst du ohne die Grammatik bzw. die Formenanwendung nicht mehr übersetzen können.

 

Von deiner Formenkenntnis wird aber dein Latinum abhängen!!

 

Je poröser deine Formenkenntnis, desto unwahrscheinlicher ist ein erfolgreicher Abschluss deiner Latinumsprüfung.

 

Alles, was an Formeninventar im Bereich der Verben und Nomina zu lernen ist, musst du so gut auswendig gelernt haben, dass du es jederzeit abrufen kannst!

Damit werde ich dir stets in den Ohren hängen und dir auf die Nerven gehen, denn der Aufbau meines kompletten Kurses basiert auf diesem Ansatz.

Die Methodik meines Kurses lässt sich nämlich sehr simpel herunterbrechen:

 

Knack den Code!

 

Eine Sprache zu übersetzen bedeutet letztlich, ihren grammatischen Code zu entschlüsseln. Der beste Ansatz, um Latein zu lernen, liegt daher in einer profunden Kenntnis der FORMENLEHRE! Nicht im galanten Jonglieren von Vokabeln.

Daher gilt in unserem Kurs bei der Arbeit mit lateinischen Sätzen grundsätzlich die Regel:

 

Das Letzte, das wir mit einem lateinischen Satz tun, ist, ihn zu übersetzen!

 

Bevor wir das tun, haben wir die Formen der Wörter bestimmt, ihre Codes geknackt und bereits direkt entsprechend ins Deutsche übertragen. Zu übersetzen bedeutet nun (fast) nichts anderes mehr, als die einzelnen Satzglieder im Deutschen zusammenzuführen.

Du denkst dir jetzt vielleicht:

 

„Alles schön und gut. Bei den Kasus- und Verbalformen mag das auch noch funktionieren. Aber was ist mit den Satzgefügen und Konstruktionen, den PCs, AblAbs, Konjunktiven, etc.?“

 

Keine Sorge!

 

Dieses Code-System lässt sich auch auf komplizierterer Satzebene erkennen. Und auch hier lassen sich basierend auf diesem Code einfache Prinzipien erlernen, die du dann in der deutschen Übersetzung anwendest.

Um mit meinem Kurs erfolgreich Latein zu lernen und damit dein Latinum zu bestehen, brauchst du keine Erfahrung oder Sprachtalent mitbringen.

 

Mein Kurs basiert gänzlich auf grammatischen bzw. rein linguistischen Grundprinzipien, also einem Code-System. Und mit diesem Code-System lassen sich lateinische Sätze strukturieren, analysieren und entsprechend ins Deutsche übersetzen.

Entsprechend ist mein Kurs nun auch aufgebaut, daher werden wir auch mit der Formenlehre beginnen und ja, ich meine die komplette Formenlehre!

 

Das erste Kapitel gehört der Verbalbildung.

Bis auf wenige Ausnahmen, die aus didaktischen Gründen noch nicht in diesem Kapitel behandelt werden können, wirst du in diesem Kapitel alle Verbformen lernen, die dir im Latein begegnen können. Nach den Lektionen dieses Kapitels kannst du dir also sicher sein, den Großteil der lateinischen Verbalformen gelernt zu haben!

 

Anschließend werden wir uns um die Nomen kümmern. Und auch hier werden wir keine Deklination oder Wortart auslassen!

 

In den ersten beiden Kapiteln unseres Kurses wird sich alles um das Code-System drehen. Du wirst Formen analysieren, bestimmen und entsprechend ins Deutsche übertragen. Aber: Wir werden noch keine Sätze übersetzen!

Da ich – wie bereits beschrieben – nicht viel davon halte, konstruierte lateinische Sätze zu übersetzen, bekommst du in den Übungen von mir auch nur Originalsätze, die ich aus entsprechenden Texten gelesen habe. Und diese Sätze bekommst du auch erst dann, wenn du soweit bist, sie auch nach unserem Code-System analysieren und übertragen zu können. In den ersten beiden Kapiteln, die gänzlich zur Formenlehre gehören, wirst du also noch keine Sätze übersetzen.

 

Erst im dritten Kapitel werden wir uns in Richtung Satzstruktur bewegen.

Wir lernen, wie Sätze aufgebaut sind. Alles, was wir in den ersten beiden Kapiteln gelernt haben, werden wir hier nun anwenden. Anschließend kümmern wir uns um das Zusammenspiel von Sätzen unter- und zueinander.

 

Als nächstes werden wir in das Konzept vollständig strukturierter Sätze die satzwertigen Konstruktionen einbauen, für die das Latein so berühmt-berüchtigt ist. Dinge wie Partizipien und der AcI werden dir hier begegnen.

 

Den Kurs beende ich mit einem Nachtrag zu einigen besonderen Kasusfunktionen, die uns zwar begegnen können und auch werden, auf denen in der eigentlichen Kasuslehre aber kein Fokus liegen sollte.

 

Der Aufbau unseres Kurses nochmal im Überblick:

 

·       Verbalbildung

·       Nominalbildung

·       Syntax

·       satzwertige Konstruktionen

·       Kasuslehre

 

Erst nach Abschluss dieser Grammatikeinheiten werden wir uns in die Klausurenphase begeben, in der du Originalklausuren zu Latinumskonditionen schreiben wirst. Diese Klausuren werden von mir natürlich ebenfalls korrigiert und kommentiert. In dieser Phase werden wir letzte Unsicherheiten und individuelle Stolpersteine (jede*r Lernende zeigt im Laufe eines solchen Kurses ihre/seine ganz eigene sprachliche Achillesverse, die es dann auszumerzen gilt. Besonders während der Klausurenphase treten solche Schwächen verstärkt an die Oberfläche. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns viel Zeit für das Schreiben von Klausuren nehmen) ausräumen.

 

Auch können wir während dieser Phase gerne noch einmal Themen wiederholen, die seitens der TeilnehmerInnen noch etwas Vertiefung nötig haben.

 

Anschließend gehen wir dann in die Prüfung.